Warum Alternativverhalten deinem Hund helfen

Alternativverhalten 

Alternativverhalten beschreibt ein erwünschtes Verhalten, das vorab trainiert wird, um ein unerwünschtes Verhalten, z.Bsp. in die Leine springen, zu ersetzen. Es bietet deinem Hund eine andere Möglichkeit, auf einen bestimmten Auslöser oder eine Situation zu reagieren, die oft mit Stress, Unsicherheit oder Unwohlsein verbunden ist.

Ein Beispiel: Statt zu bellen und an der Leine zu ziehen, wenn ein anderer Hund

erscheint, kann ein Hund lernen, sich hinzusetzen und Blickkontakt mit seinem Menschen aufzunehmen. Das Alternativverhalten ermöglicht es dem Hund, sein Bedürfnis (z. B. Aufmerksamkeit, Abstand oder Sicherheit) auf eine für die Umgebung angemessenere Weise auszudrücken.

Wichtig ist, dass das Alternativverhalten über positive Verstärkung aufgebaut wird und dein Vierbeiner in kleinen, gut zu bewältigenden Schritten trainiert wird.

schwierige Situationen

Hunde bellen, ziehen an der Leine oder springen Menschen an, weil sie versuchen, ihre Bedürfnisse zu kommunizieren, Stress abzubauen und häufig einfach überfordert mit dem Setting sind.

Oft fehlt ihnen schlichtweg die Fähigkeit, anders mit der Situation umzugehen. Hier setzt das Training von Alternativverhalten an: Du ermöglichst deinem Hund, ein neues, akzeptables Verhalten zu lernen, das ihm hilft, schwierige Situationen ohne Frust und Überforderung meistern zu können.

Als positiven Nebeneffekt, können wir die schwierige und mit negativen Gefühlen bei unserem Hund verknüpfte Situation, allein durch das Angebot eines mit Belohnung verknüpften Alternativverhaltens, klassisch gegen konditionieren und  mit positiven Emotionen verknüpfen.

Welche Situationen sind schwierig?

Beobachte und Analysiere

Der erste Schritt zu einem harmonischen Miteinander ohne Frust, Überforderung und unerwünschtem Verhalten, ist, das unerwünschte Verhalten und seine Auslöser zu erkennen. Beobachte, wann dein Hund unerwünschtes Verhalten wie Bellen, Springen oder Ziehen zeigt.

 

zum Beispiel:

- beim Öffnen der Kofferraumklappe, bellt mein Hund

- sichtet mein Hund einen Menschen, startet er durch und prescht

   Richtung Mensch

- wenn es an der Tür klingelt, bellt mein Hund und rennt zur Tür

Verhalten trainieren

Wähle ein alltagstaugliches Alternativverhalten für die jeweilige Situation und trainiere es zunächst in entspannten Situationen bis dein Hund das gewählte Verhalten sicher und zuverlässig auf Signal zeigt.

Einige mögliche Verhalten, verrate ich dir weiter unten im Artikel.

 

generalisiere das trainierte Verhalten:

Wenn dein Hund das Alternativverhalten unter einfachen Bedingungen zuverlässig ausführt, übe es in verschiedenen Situationen und mit unterschiedlichen Ablenkungen.

Alternativverhalten als Strategie

Befindest du dich mit deinem Hund nun in einer schwierigen Situation, ist es eine Frage von Timing und Management, eine zukünftige Strategie zu entwickeln und als Standard beim Hund abzuspeichern.

Der größte Fallstrick besteht im richtigen Timing - Training kann nur dann nachhaltig erfolgreich funktionieren, wenn du deinem Hund das trainierte Alternativverhalten im richtigen Moment anbietest.

Gestaltet sich die Situation bereits zu schwer für deinen Hund und er löst das unerwünschte Verhalten aus - ist das Kind schon in den Brunnen gefallen und du kannst bestenfalls nur noch Schadenbegrenzung leisten.

Manage die Situation also immer so, dass dein Hund das abgefragte Alternativverhalten noch freudig und auf die ERSTE Signalgabe zeigen kann, dein Hund noch nicht gefrustet ist und ein erwünschtes Verhalten zeigen kann. Nur DANN wird ein sinnvolles Training möglich sein.

Ziel ist es, das angebotene Alternativverhalten ab jetzt verlässlich in dieser schwierigen Situation (Hundebegegnungen z.Bsp.) abzufragen, sodass im weiteren Verlauf eures Trainings, die Situation allein (z.Bsp. die Sichtung eines fremden Hundes) zum Signal für das Alternativverhalten wird.

mögliche Alternativverhalten

Als Alternativverhalten kannst du an sich alle Verhalten verwenden, die du positiv mit deinem Hund aufgebaut hast. Dein Hund wird es dir danken, wenn du ihm eine lohnende Alternative zur aktuellen Hilflosigkeit gibst, auf die er sich konzentrieren kann und die mit Belohnung verbunden ist.

Wie schon geschrieben, stellt das Management der jeweiligen Situation jedoch immer den limitierenden Faktor dar! 

 

Kriterien für ein Alternativverhalten

  • das Verhalten muss in der Stresssituation ausführbar sein

        (Platz auf einer schneebedeckten Wiese mit einem nacktbäuchigem   

         Weimaraner bei Hundebegegnungen ist eher eine schlechte Wahl) 

  • es darf nicht zu anspruchsvoll sein

        (wähle ein einfaches Verhalten)

  • es muss inkompatibel zum unerwünschten Verhalten sein
    • mich anschauen, statt den entgegenkommenden Menschen anstarren
    • Ball tragen, statt bellen
    • Nasentouch, statt buddeln
  • es muss positiv aufgebaut sein (über die positive Verstärkung)

Dinge tragen

Viele Hunde tragen von sich aus gern Dinge. Das können wir nutzen und unter Signal stellen. Das Tragen von Gegenständen eignet sich besonders für Begegnungssituationen, oder für Situationen, die häufig mit Aufregung verknüpft sind z.B. aus dem Auto steigen, Leine anlegen oder für den Beginn eines Spaziergangs

Nasentouch

Der Nasentouch ist ein sehr einfaches Verhalten, was auch untrainierten Hunden schnell beigebracht werden kann. Er eignet sich für nahezu alle Situationen und kann sowohl stationär, als auch in der Bewegung abgefragt werden. So nützt er als Alternativverhalten bei Angst, genau so wie bei Leinenführigkeitsthematiken.

Sitzen

Sitzen ist ein gern genommenes Alternativverhalten, weil Hunde meist schon als Welpen zuverlässig auf Signal sitzen können, es ein einfaches Verhalten beschreibt und in nahezu jeder stationären Situation angewandt werden kann. In Kombination mit einer hohen Belohnungsquote bietet es sich für Begegnungsproblematiken, genauso wie im Antijagdtraining an.

4 coole Alternativverhalten verrate ich dir in meinem YouTube Video

und erkläre dir Schritt für Schritt, wie du sie jeweils trainierst.

Vorteile eines Alternativverhaltens

Durch eine zuverlässige positive Handlungsalternative und ein gutes Management der für deinen Hund schwierigen Situationen, lernt dein Vierbeiner perspektivisch ruhig und kontrolliert zu bleiben. Das wiederum fördert das Vertrauen und die Kommunikation zwischen dir und deinem Hund und gewährt euch beiden mehr Freiheit, weil es deinem Hund, Dank einer Handlungsstrategie, ermöglicht, sich freier und sicherer in seiner Umwelt zu bewegen.

 

Ein Beispiel: Cléo geht zum überwiegenden Teil ohne Leine spazieren. Nähert sie sich einer Kreuzung, die ich noch nicht einsehen kann und sichtet einen Hund, einen Menschen, ein Fahrrad, ... kommt sie auf direktem Weg zu mir gelaufen und fordert einen Nasentouch ein - OHNE, dass ich ein Signal gegeben habe. Das funktioniert, weil ich ihr IMMER und ÜBERALL für Sichtung eines plötzlichen Reizes, einen Nasentouch angeboten und sie dafür belohnt habe. Nun nimmt sie das Signal selbstständig vorweg, weil sie die Situation "jemand kommt auf mich zu" mit dem Nasentouch verknüpft und die Situation zum Signal geworden ist. 

 

Fazit

Das Training mit Alternativverhalten ist eine effektive Methode, um unerwünschtes Verhalten deines Hundes nachhaltig zu verändern. Es bietet deinem Hund die Möglichkeit, neue Fähigkeiten zu entwickeln, sich in seiner Umwelt besser zurechtzufinden und Handlungsstrategien zu entwickeln. Gleichzeitig erleichtert es dir den Alltag und sorgt für eine harmonischere Beziehung zu deinem Vierbeiner. Probiere es selbst aus und erlebe, wie erfolgreich positive Verstärkung und gezieltes Training sein können!

 

In diesem Sinne wünsche ich dir ein erfolgreiches Training und ein immer waches Auge für die schwierigen Situationen deines Hundes ❤️

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