Wie du deinem Hund abgewöhnst dich anzuspringen

Zahlreiche Menschen werden von ihren Hunden in den verschiedensten Situationen angesprungen. Die Wenigsten mögen dieses doch recht körperliche Verhalten und suchen nach Lösungen, um dem eignen Vierbeiner das Anspringen abzugewöhnen. 

Hunde springen Menschen aus den verschiedensten Motivationen heraus an. Die 3 häufigsten Ursachen sind Freude, Überforderung und Angst

Was alle Ursachen gemeinsam haben ist ein übersteigertes Erregunslevel. 

So befinden sich springende Hunde IMMER in aufregenden Situationen, denen sie im Augenblick nicht gewachsen sind. Das Anspringen können wir Menschen also als sicheren Indikator einer für den Hund nicht lösbaren Situation einordnen. 

 

Übergeordnetes Ziel muss es also sein, dem Hund in der aktuellen Situation zu helfen! Nur so wird es möglich sein, das Anspringen zukünftig in den Griff zu bekommen.

 

Motivation Freude 

Du kommst nach Hause - dein Hund hat dich 4 Stunden nicht gesehen und freut sich tierisch, dass du wieder da bist. Zur Begrüßung wirst du hoch motiviert angesprungen. Kommt dir dieses Szenario bekannt vor?

Hier ist es wichtig, deinem Hund konsequent (jedes Mal) mitzuteilen, dass Springen nicht zu den Verhalten gehört, mit denen er deine Aufmerksamkeit erreichen wird. Du begrüßt deinen Hund also noch bevor dieser springt in einer Position, in der dein Hund relativ unwahrscheinlich zum Sprung ansetzen wird. Du könntest dich zum Beispiel hinhocken oder setzen. Aus dieser Position begrüßt du deinen Hund entspannt und ruhig. Springt dein Hund dich an, frierst du komplett ein (Hände und Augen weg vom Hund) und wartest, bis dein Hund wieder mit 4 Pfoten auf dem Boden steht. Das ist der Moment, in dem du dich wieder deinem Vierbeiner zuwenden kannst. Wichtig hierbei ist, dass du allein DEIN EINFRIEREN für dich arbeiten lässt. Es ist absolut kontraproduktiv mit unangenehmen Reizen  zu arbeiten ("Nein!", den Hund schubsen, den Hund auf die Pfoten treten, ...)!!!

 

Wirklich Freude?

Manchmal urinieren Hunde sogar unter sich innerhalb eines solchen Begrüßungsrituals. 

Es gibt Hunde, die sich scheinbar wie verrückt über fremde Menschen oder Besuch freuen. Ihre Freude äußert sich nicht selten in wildem Anspringen.

Wichtig in dieser Situation ist eine sachliche und weniger emotionale Einschätzung. Oftmals interpretieren wir als Menschen nämlich Freude in das Verhalten des Hundes hinein, wo eigentlich gar keine Freude zu finden ist. Sicher gibt es Hunde, die sich freuen, wenn sie Menschen sehen und diese begrüßen dürfen - doch allzu oft verwechseln wir als Menschen Freude mit Überforderung. Ein springender Hund im Kontext einer sozialen Interaktion muss sich doch freuen, oder? Angst sieht schließlich anders aus. Doch gibt es zwischen Freude und Angst weitaus mehr Emotionen, mit denen es sich zu beschäftigen lohnt. Häufig sind die Hunde zu Beginn tatsächlich erfreut, ihre Menschen nach Abwesenheit begrüßen zu dürfen. Doch freut sich der Mensch übertrieben mit dem Hund, tätschelt ihm den Kopf, wirft das Lieblingsspielzeug, hebt den Hund vielleicht sogar hoch und knuddelt ihn, kreischt mit piepsiger Stimme "ja Hallooooo!!!" und klatscht sich auf die Oberschenkel - so sind Hunde schnell überfordert und können das Verhalten des Menschen nicht richtig einordnen. Es kommt zu einer Überforderung, welche sich in Anspringen, Urinieren, Bellen, Fiepen, wildem Hin- und Her Rennen und anderen hoch erregten Verhaltensweisen äußert. 

Wie verhalten wir uns in diesem Fall also Richtig? Ganz einfach - hab dich besser im Griff und nimm wahr, wie es deinem Hund geht. Du könntest zum Beispiel ein Begrüßungsritual etablieren, welches immer gleich abläuft. Hierzu sind Verhalten dienlich, die der Hund gut und sicher ausführen kann, gern zeigt, die positiv aufgebaut sind und mit Ruhe einhergehen. Du könntest zum Beispiel einige ruhige Tricks abfragen wie Pfötchen geben, sich auf die Seite legen oder sich verbeugen. Streue deinem Hund am Ende noch eine Hand voll Futter auf den Boden, welches er fressen kann, während du deinen Schlüssel und deine Jacke ablegst. Wiederholst du dieses Ritual bei jeder Begrüßung, wird dein Hund demnächst nicht mehr springen, weil du dich zum einen nicht mehr so seltsam verhältst und der Hund zum anderen eine Alternative zum Herumrennen und Springen geboten bekommt. 

Ist dein Hund in Begegnungen mit anderen Menschen überfordert (Auch, wenn es manchmal wie Freude scheint!!), wendest du die selbe Technik an - du bietest ihm eine lohnende Alternative durch Verhalten, die er kennt und gern ausführt UND bittest deinen Besuch / die anderen Menschen sich nicht mit deinem Hund zu beschäftigen. Dein Hund wird lernen, dass andere Menschen sich ab jetzt nicht mehr komisch verhalten und von vorn herein entspannter auf diese zugehen. Ist dein Hund entspannt, wird er die anderen Menschen entspannt beschnüffeln und weitergehen. 

 

Ursache Überforderung

Sind Hunde überfordert, zeigen sie eine Vielzahl an Konflikthandlungen. Eine davon ist das Anspringen. So kann es sein, dass dein Hund dich anspringt, wenn du ihm zum Beispiel die Leine anlegst, wenn du mit ihm den Rückweg eures Spazierganges antrittst oder wenn du morgens zur Arbeit gehen möchtest und deinen Hund verabschiedest. 

Sicher fällt das Anspringen bei den meisten Hundehaltern in die Kategorie "unerwünschtes Verhalten". Es ist einfach unangenehm angesprungen zu werden, es tut weh, die Klamotten leiden und je größer und massiver der Hund, desto massiver oft der Wunsch nach einer Veränderung. 

Zunächst sei gesagt, dass einem überfordertem Hund NICHT geholfen ist und die Überforderung NICHT weniger werden wird, wenn wir als Menschen massiv und körperlich gegen dieses Verhalten vorgehen. Im Gegenteil - oft öffnet ein mehr oder weniger gewaltsames Vorgehen unsererseits Tür und Tor für noch massiveres Verhalten unserer Hunde. Oftmals begleitet durch schmerzhaftes Schnappen. 

Liegt eine Überforderung als Grund für das ungeliebte Anspringen vor, ist es ratsam den Trainingsansatz an genau dieser Basis für Überforderung zu suchen. Wenig hilfreich ist es, dass Symptom "Anspringen" bearbeiten zu wollen, weil die Ursache weiterhin bestehen würde. Erfolg würde sich also nicht einstellen. 

Suche den wahren Grund für die Überforderung deines Hundes und beginne an genau dieser Stelle mit dem Training. Ziel muss also sein, weniger Frust und Überforderung hervorzurufen und somit auch das Springen in den Griff zu bekommen - einfach, weil es deinem Hund besser geht. 

Weißt du zum Beispiel, dass dein (oftmals junger) Hund in Frust gerät, wenn du ihn anleinst, er in die Leine beißt und dich anspringt - beginnt dein Training mit der Sequenz des Anleinens und du wartest NICHT bis dein Hund bereits springt, um ihn dann strafen zu müssen. Du könntest zum Beispiel ein "Leinensignal" etablieren, welches das Anleinen ankündigt. Klickt der Karabiner, belohnst du deinen Hund sofort fürs "Nicht springen". Du gehst einen Schritt und belohnst das "Nicht springen", gehst einen weiteren Schritt und belohnst erneut. Setze die Übung so fort und leine deinen Hund wieder ab. Wiederhole die Übung einige Male und das frustige Springen wird weniger werden. Behalte auch zukünftig immer bei, das Leine anlegen anzukündigen und sofort darauf den stehenden Hund zu belohnen. Im späteren Verlauf musst du natürlich nicht mehr jeden Schritt deines Hundes belohnen.

Ursache Angst

Haben Hunde Angst, kann das Anspringen auch beobachtet werden. Hier ist eine massive Überforderung des Hundes grundlegend für das Springen, welches in dieser Situation als Konfliktzeichen gedeutet werden kann. Situationen können zum Beispiel sein - ein fremder Hund nähert sich, plötzlich auftretende Geräusche, der Besitzer schimpft mit dem Hund wegen eines vorangegangenen "Fehlverhaltens" oder während eines anstrengenden Spaziergangs...

Manche Hunde suchen angstbedingt Körperkontakt und würden gern "auf den Arm". Bei kleinen Hunden ist es natürlich eine gute Erste Hilfe Maßnahme, den Hund auf den Arm zu nehmen, jedoch könnte man auch gezielt die Angstsituationen trainieren, sodass der Hund zukünftig weiß, wie er sich verhalten kann, damit es ihm besser geht. Die ängstigenden Reize könnten positiv gegenkonditioniert und somit zum auslösenden Reiz für ein Alternativverhalten werden. Ziel ist es, die Hunde möglichst nicht in Angstsituationen zu bringen, denen sie nicht gewachsen sind. Sollten dennoch plötzlich und unvorhergesehen ängstigende Situationen auftreten, ist es ratsam dem Hund zu helfen, indem man ihm Alternativen anbietet. Man könnte ihn zum Beispiel, vor ihm hockend, an sich drücken, wenn das für Besserung beim Vierbeiner sorgt. Man könnte auch einfache Signale wie einen Nasentouch abfragen, oder kontrolliert eine größere Distanz zum Auslöser suchen. Wichtig ist, dass wir als Menschen wahrnehmen, wenn unser Hund Angst hat und ihm helfen. Das Anspringen ist in solchen Situationen als Zeichen für "ich brauche JETZT Hilfe!" zu sehen. Nimmt man Hunde in jeder Angstsituation auf den Arm, sind meist perspektivisch keine Verbesserungen der Angst zu belegen, da der Hund  keine aktiven Alternativen lernt, sondern weiterhin in seiner Passivität verbleibt und sich die Angstsituation für den Vierbeiner nicht verbessert.

Das "Auf den Arm" nehmen, stellt für mich also ausschließlich eine Erste Hilfe Maßnahme dar.

 

erlerntes Anspringen

Anspringen kann auch ein erlerntes Verhalten sein. Belohnen wir unsere Hunde zum Beispiel immer in einer Position, in der der Vierbeiner auf zwei Beinen stehen muss, um das Futter zu erreichen, lässt das Anspringen, sobald man als Mensch Futter in der Hand hat, nicht lange auf sich warten. 

Auch klar in die Kategorie "erlerntes Springen" einzuordnen ist das klassische Geben eines Alternativverhaltens in der falschen Situation. Springt ein Hund zum Beispiel dessen Menschen an, weil er ein Spielzeug oder Futter in der Hand hält, beobachte ich häufig, dass der Hund mit einer Alternative z.B. "Sitz" vom Springen ablassen und sich setzen soll. Der Hund folgt diesem Signal und erhält eine Belohnung oder das geliebte Spielzeug. Gut gedacht - schlecht gemacht, denn der Hund lernt "ich springe meinen Menschen an, dann erhalte ich ein Sitzsignal und eine Belohnung". Wir haben es also klassisch mit einer "Wenn, dann - Verknüpfung"  zu tun - der Ball in der Hand des Halters ist das Signal fürs Anspringen des Menschen, denn das Anspringen führt zu dem Sitzsignal, welches wiederum eine Belohnung oder die Freigabe des Spielzeugs mit sich bringt.

Was wäre hier also hilfreicher? Nicht zu reagieren! Einfach zu warten, bis der Hund wieder alle Pfoten auf dem Boden hat und erst dann sein Vorhaben fortzusetzen. Der Hund lernt in diesem Fall nämlich, dass er durch das Springen keinen Vorteil davon trägt. Vielmehr wird das Springen zum verhaltensökonomischen Schwachsinn und schon bald, bei konsequentem Ignorieren, gelöscht werden. 

Selbes kann man häufig beim täglichen Füttern von Hunden beobachten. Die Hunde springen übermütig deren Menschen an. Doch anstatt dieses unerwünschte Verhalten zu ignorieren, versuchen viele Halter durch eine Alternative z.B. "Sitz" das Springen zu unterbrechen. Dies funktioniert auch meistens, jedoch wird man niemals zu dem Punkt gelangen, dass der Hund sich SOFORT und OHNE vorher zu springen setzt und wartet. Vielmehr wird das Füttern auch zukünftig genau so ablaufen - der Hund springt, es folgt ein "Sitz", der Hund sitzt und darf zum Futter.

 

Fazit

Egal warum dein Hund dich oder andere Menschen anspringt - versuche stets VOR dem Springen einzuhaken und ihm mitzuteilen, dass 4 Pfoten auf dem Boden viel lohnender für deinen Vierbeiner sind, anstatt zu warten bis dein Hund bereits zum Springen ansetzt und dieses Verhalten dann strafen zu müssen. Gib deinem Hund eine lohnende Alternative zum Springen und beachte die Motivation deines Hundes. Springt dein Hund aus Angst und/oder Überforderung versuchst du am besten die Situation zu verändern, so dass dein Hund wieder entspannt sein kann. Freut sich dein Hund und springt aus diesem Grund, ist es ratsam ihm eine ruhige Alternative zu geben und ihm zu erklären, dass man auch Kontakt zu Menschen aufnehmen kann mit 4 Pfoten auf dem Boden. Versuche dich nicht massiv über deinen Hund zu freuen, wenn du nach Hause kommst - viele Hunde können dieses menschliche Verhalten nicht einordnen und sind schnell überfordert damit.

 

In diesem Sinne wünsche ich dir viel Erfolg mit deinem Vierbeiner

 

 

 

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