Warum du "Nein" vermeiden solltest.

Sicher kennst du die Situationen in denen dein Hund Beschäftigungen nachgeht, die du nicht akzeptieren möchtest. So zum Beispiel, wenn dein Hund völlig selbstlos die frisch eingesetzten Blumenzwiebeln aus der Erde befreit, der Wäsche von der Leine hilft, oder kontrolliert, ob du den  Müll richtig sortiert hast und diesen im Wohnzimmer verteilt.

In diesen Situationen kommt vielleicht auch dir ein scharfes „Nein“ über die Lippen. Ziel ist es meist, dass der Hund sein Verhalten sofort abbricht. Prinzipiell kannst du natürlich jedes Wort unter Signal stellen, jedoch wird das „Nein“ meist lediglich als Ankündigung einer Strafe unbewusst aufgebaut. Doch ist diese Art des Verhaltensabbruchs sinnvoll? Lernt dein Hund hierbei das gezeigte Verhalten zukünftig zu unterlassen? Gibt es vielleicht konstruktivere Methoden ein unerwünschtes Verhalten abzubrechen?

Bevor wir diese Fragen beantworten klären wir zunächst erst einmal die Frage nach Abbruchsignalen. Was ist ein Abbruchsignal?

 

Abbruchsignale

Abbruchsignale sind Signale, die das aktuelle Verhalten deines Hundes sofort unterbrechen. Wenn man es genau nimmt ist also jedes x beliebige Signal ein Abbruchsignal, weil die Ausführung dessen in jedem Fall das aktuell gezeigte Verhalten deines Hundes beendet. So kann also beispielsweise ein Sitz, Rückruf oder warte ebenso als Verhaltensabbruch genutzt werden.

Was aber ist nun der Unterschied zwischen den besagten Signalen und dem „Nein“, wenn doch alles Abbruchsignale sind?

 

Nein – lass das!

Nehmen wir Folgendes an – dein Hund klaut deine Schuhe und nagt nun genüsslich an ihnen herum. Brichst du jetzt das Verhalten mit einem „Nein“ ab, unterbricht dein Hund im Idealfall die ungewünschte Nagerei, wird sich jedoch, wenn du an der Situation nichts veränderst, postwendend wieder der Schuhverstümmelung widmen.

 

Warum ist das so?

 

Ein „Nein“ wird meist durch unangenehme Reize für den Hund aufgebaut. Es kündigt also eine unangenehme Konsequenz für deinen Hund an. Solche Konsequenzen können sein:

 

  • du schimpfst mit deinem Hund
  • du nimmst ihm etwas weg (Schuhe, Spielzeug der Kinder, …)

 

Immer, wenn du deinem Hund nun ein „Nein“ zuwirfst implizierst du bei ihm damit negative Gefühle, was unweigerlich Frust nach sich zieht. In Hundebegegnungen kann das dann schließlich die Initialzündung für eine Eskalation sein. Im Falle der Schuhnagerei kann dein Hund nach einem „Nein“ nur noch heftiger in deine Schuhe beißen, damit weglaufen, dich anbellen, durch die Wohnung jagen, dich anspringen, …

Das kommt daher, dass dein Hund nach dem „Nein“ meist frustriert ist und keinen Ausweg aus der aktuellen Situation weiß. Seine Erregungslage steigt meist an, was wiederum ein Fehlverhalten sehr wahrscheinlich werden lässt, das wiederum lässt dich verzweifeln und noch massiver schimpfen, was den Frust bei deinem Hund nicht minimieren wird. Ein Teufelskreis!

Der Knackpunkt beim „Nein“ ist, dass Dein Hund zwar weiß, dass er das gezeigte Verhalten abbrechen sollte, weil er sonst mit einer STRAFE (schimpfen, ….) rechnen muss. Was er jedoch nicht weiß ist was er STATT DESSEN  tun soll. Wie er sich alternativ verhalten soll.

 

Alternativen anbieten 

Dass jedes Signal ein Abbruchsignal ist haben wir eingangs bereits geklärt. Wenn du statt des „NEINs“ nun ein beliebiges anderes, zur Situation passendes Signal als Verhaltensunterbrecher nutzt kannst du also eine Vielzahl an Vorteilen für dich nutzen. Zum einen sind „Sitz und Co.“ (hoffentlich) positiv aufgebaut und implizieren somit positive Gefühle bei deinem Hund, zum anderen unterbrechen diese Signale das unerwünschte Verhalten deines Hundes meist dauerhaft, da du ihm eine Alternative anbietest.

 

Am Beispiel der Schuhkauaktion könntest du deinem Hund zum Beispiel ein Ausgabesignal geben und ihm dann einen Kauartikel anbieten. Du hast das Verhalten deines Hundes also unterbrochen und ihm gleichzeitig eine Alternative geschaffen. So verfällt dein Hund nicht in Frust, sondern geht seiner alternativen Beschäftigung nach.

 

Verhalten unterbrechen in schwierigen Situationen

Befindet sich dein Hund in einer für ihn schwierigen Situation sind positive Verhaltensunterbrecher immer die bessere Wahl zum „Nein“. Nehmen wir an dein Hund sichtet einen fremden Menschen und knurrt diesen an, wissen wir an der Stelle, dass dein Hund im Konflikt ist. Unterbrichst du deinen Hund nun mit einem Signal, welches du positiv aufgebaut hast und ihm eine distanzvergrößernde Alternative anbietet (kehr um, Rückruf, touch, …), implizierst du zum einen sofort positive Gefühle und bietest ihm zum anderen eine Alternative an. 

 

Fazit

Halten wir also fest, dass „Nein“ keine sonderlich gute Methode ist, das aktuelle Verhalten deines Hundes zu unterbrechen, da es zum einen meist negative Gefühle impliziert, zum anderen keine Alternative anbietet und somit Frust schürt.

Besser unterbrichst du das Verhalten deines Hundes durch positiv aufgebaute Signale, die ihm eine Alternative anbieten. Achte darauf, dass das angebotene Verhalten in den Kontext passt.

So biete in beispielsweise ängstigenden oder aggressiven Situationen besser Signale an, die Distanz bringen. Ein Rückruf, ein Kehrtsignal eignen sich hierfür meist am besten.

In Situationen, in denen dein Hund beispielsweise Dinge im Fang hat, die er an sich nicht im Fang haben sollte eignet sich ein Ausgabesignal und eine alternative Kaubeschäftigung meist am besten.

 

in diesem Sinne alles Liebe

 

eure Nadine von Pferd (H)und Mensch